TrekStors E-Book-Reader wurde in der Presse nicht gerade mit Lob überschüttet. Doch das günstige Gerät hält einige Überraschungen bereit. Mit entsprechenden Apps wird der Liro zum einfachen Tablet und spielt sogar Filme ab.

Zu E-Books habe ich ja ein zwiespätiges Verhältnis. Einerseits ist die Möglichkeit, die eigene Bibliothek ständig dabei haben zu können. Andererseits steht wohl zu befürchten, dass sich die kleine Dorfbuchhandlung auf dem Sektor kaum gegen die großen Anbieter durchsetzen können wird. Zumindest gibt es aber auch eine ganze Reihe freie E-Book-Reader, die den User nicht auf eine Internet-Großbuchhandlung beschränken.

Vor kurzem habe ich mir also in einer Tübinger Osiander-Filiale den Liro Color empfehlen lassen. Der Preis von knapp 50 Euro hat mich überzeugt, nicht allzuviel falsch machen zu können. Ob ich auf dem Gerät auch kleine Notizen abspeichern könnte, habe ich die ansonsten recht kompetente Verkäuferin gefragt. „Nein, das wohl nicht. Das wäre ja ein super Verkaufsargument, das würde sicher auf der Verpackung stehen“, bekam ich zur Antwort. Eigentlich seltsam dachte ich mir, immerhin läuft doch Android auf dem Reader…

Der Clou: Zwar ist kein Android Market Google Play installiert, was so manchen Rezensenten zu der Annahme verleitet, man könne auch keine Apps installieren, es geht allerdings doch! Im Gegensatz zu Apple-Geräten lassen sich auf Android ohne Umwege auch Software aus inoffiziellen Quellen installieren. So können zum Beispiel APKs manuell installiert werden. Fremd-Appshops wie F-Droid oder AndroidPIT bringen die Apps aber auch bequemer auf den Liro Color und sorgen gleichzeitig für automatische Updates.

Mit K9 lassen sich E-Mails lesen und per RockPlayer lasse ich mich auf Zugreisen mit Filmen berieseln. Sinnvoll ist eventuell auch der Einsatz von anderen Software-Readern, wie dem CoolReader. Letzterer unterstützt den Seitenwechsel mit einfachem Fingertipp, während sich auf dem vorinstallierten nur per Wischen umblättern lässt, was auf dem etwas schwergängigen Touchscreen schnell mühsam wird.

Hardwaretechnisch muss man beim Liro Color mit einigen Defiziten leben können, möchte man ihn als Tablet zweckentfremden. Eine Anbindung ans Handy-Netz lässt sich noch über die Wlan-Schnittstelle und ein ergänzendes Smartphone als Hotspot improvisieren und der Speicher kann per Micro-SD leicht auf bis zu 32GB aufgestockt werden. Bei manchen Anwendungen kann es sehr ärgerlich sein, dass das Gerät keinen hardwareseitigen Menübutton bietet. Auch fehlende Sicherheitsvorkehrungen wie Bildschirmsperre oder PIN-Abfrage wird dann zum Problem, wenn Browser und nachinstallierte Anwendungen Passwörter und andere sensible Daten speichern. Nach Extras wie Kamera, Bluetooth oder einem Mikrophoneingang sollte man besser nicht fragen. Immerhin: Es gibt Vor- und Zurück-Tasten zum Blättern, das Gerät liegt gut in der Hand und die Bild- und Soundausgabe ist in Ordung. Auch das Design ist einigermaßen ansprechend – nur das TrekStor-Logo auf der Vorderseite hätte man sich auch sparen können.

Mit technischen Daten hält sich Trekstor beim Liro Color ja zurück. Einige grundlegenden Infos lassen sich per cat /proc/cpuinfo und cat /proc/meminfo auswerten. Als Terminal habe ich den ConnectBot verwendet.

Processor : ARM926EJ-S rev 5 (v5l)
BogoMIPS : 311.29 
Features : swp half thumb fastmult edsp java
Hardware : RK28board
MemTotal : 205376 kB

Wie der Prozessor getaktet ist, wird leider nicht ausgegeben. Laut ARM müsste das Gerät aber mit irgendwas zwischen 200 Mhz und 500 Mhz laufen. Mit den 200 MB RAM kann man auch nicht angeben – kein Wunder also, dass Trekstor diese Details nicht auf der Produktseite veröffentlicht. Das wird bei einem Gerät, das als „E-Book-Reader“ angepriesen wird, wohl auch nicht erwartet. Interessant werden solche Infos eben, sobald man mit dem Liro mehr machen will als nur E-Books lesen.

Fazit: Ein günstiger E-Book-Reader kann mit ein paar Apps zum simplen Tablet aufgewertet werden. Wunder darf man allerdings nicht erwarten.